Autor: W. Achilles
28. Juli 2020: Es fand in Zerbst die 9. Offene Landesmeisterschaft Sachsen/Anhalt 2020 im Sommerbiathlon statt. Mutig organisiert wurde sie mit viel Bedacht bezüglich der Hygieneregeln von der Schützengilde Zerbst 1397. Eine mit 23 Sommerbiathleten aus 7 verschiedenen Bundesländern trotzdem verloren wirkende Wettkampfmöglichkeit in diesem Jahr.
Wie hatten wir uns schon auf das kommende Jahr gefreut. Ich schrieb 2019 an dieser Stelle über die Deutsche Meisterschaft 2019:
Aussicht
„Jetzt wissen wir, wie Sommerbiathlon geschrieben wird. Es werden erste Trainingspläne für das Winterhalbjahr ausgearbeitet und wir freuen uns auf das Jahr 2020.“
Pläne haben wir gemacht. Das Winterhalbjahr wurde auch genutzt. Eine neue Waffe, spezialisiert auf die Besonderheiten im Sommerbiathlon, angeschafft. Einmal kurz damit geschossen und, ja und dann war nichts.
Der 17. März 2020 ließ die Pläne sterben. Alles was sich bewegen und in Gemeinschaften seine Energie stecken wollte wurde zum Innehalten verdammt.
„Innehalten“
, ist kein so schlechter Ausdruck für die Auswirkungen des Corona Schlamassels. Man könnte auch den Ausdruck „Lähmung“ wählen. Machen wir aber nicht. Jede Veränderung, und sei sie noch so unangenehm, ist eine Gelegenheit darüber nachzudenken, ohne den gewohnten Alltag als Bremse. Das taten viele. So auch wir. Training musste zurückgefahren werden und anderes, oftmals seit langer Zeit liegen Gelassenes, wurde in Angriff genommen.
Dann kam die erste Nachricht. Die Schützengilde Zerbst 1397 e.V. lud zum Wettkampf ein. Kathrin meldete sich umgehend für den SV Hönow e.V. an. Zwei Tage später: Verspäteter Aprilscherz. Kein Wettkampf! Behörden mögen ihn nicht.
Kurze Zeit später, ja, in Zerbst findet die 9. Offene Landesmeisterschaft in den Disziplinen Einzelwettkampf Sprint LG und KK über jeweils 6 km Laufstrecke und dazwischen 2 mal liegend; 2 mal stehend frei Luftgewehr 10 m und KK 50 m für 2020 mit neuem Termin statt. Meldeschluss in zwei Tagen!
Wieder angemeldet: Sonntag 28. Juni 2020 – in aller Frühe auf nach Zerbst.
Wir fanden hier einen schönen Trainings- und Wettkampfort mit Historie vor. Dann, nein nicht das Gewohnte. Diesmal war es anders. Wenige Organisatoren, die mit großem Einsatz alles Regel gerecht vorbereiteten. Das Wettkampf Regelwerk wurde schon fast Nebensache, dank der Disziplin der Teilnehmer im Umgang mit dem Sportgerät (Waffen). Dominanz des Einhaltens von Abstandsregeln und Corona gerechtes Verhalten bestimmten das Geschehen. Wenige Teilnehmer und die auch noch aus verschiedenen Landesverbänden stellte sich eine Ursache gewisser Unsicherheit beim Zusammentreffen dar. Denn jedes Bundesland regelt den Kampf mit Viren anders. Ist schon interessant, wie Fachleute festgestellt haben wollen, dass in Brandenburg das Virus anders bekämpft werden muss als in Berlin, Sachsen oder Nordrhein-Westphalen.
Ein Gedanke, der nur bedingt das Wettkampfgeschehen tangiert:
Kann es normal sein, dass unsere Gesellschaft bereits bei einer Veränderung unfähig ist, Entscheidungen zu treffen? Zitat aus mehreren verschiedenen Sportverbänden: Verhaltensregeln, Verhaltensregeln und am Schluss … das müssen die Vereine selbstständig mit ihrem Gesundheitsamt regeln! Na, dann brauchen die Vorstände auch keine Anleitung von oben. Verzeihung für die bissige Ironie.
Eine Handvoll Männer und wenige Frauen treten an zum Einzelstart KK 6 km. Die kleine Gemeinschaft aus Wettkämpfer/-innen und Kampfrichtern/Innen und wenige „Betreuer/Innen“ wurde durch eine harmonische Atmosphäre getragen. Es war deutlich erkennbar, dass alle Probleme hatten. Es war für keinen der Teilnehmer ein im Sinne der zielgerichteten Trainings- und Wettkampfvorbereitung sicheres Herangehen. Das Laufen fiel den meisten schwer. Nur wenigen stand die Freude dabei im Gesicht.
Die Trefferergebnisse KK zeigten auch, dass es weniger Übungseinheiten auf den Schießständen gegeben hat.
Nach der Siegerauswertung des KK Durchgangs folgte der Start 6 km Luftgewehr. Wieder ein kleines Teilnehmerfeld bei den Herren und eine Schwalbe (genannt Kathrin).
Anmerkung: „Da hätten wir ja – bei Kathrin als schlechteste der 5 Frauen – auch mitmachen können“ urteilte die Weiblichkeit der ersten Disziplin. Nun kann man geteilter Meinung sein: Ist der erste Platz und Erhalt der Goldmedaille anerkennenswert, da 4 potenzielle Teilnehmerinnen als Zuschauer anwesend waren oder nicht?
Interessant ist allerdings, dass Kathrin ein deutlich besseres Ergebnis (schnellere Laufleistung und höhere Trefferquote) im LG gegenüber KK zeigte. Die Ursache ist schnell gefunden: Das Lauftraining wurde durch Corona-Quarantäne nicht eingeschränkt. Mit dem LG konnte im Heimtraining ausreichend trainiert werden. Damit ist die Platzierung wieder im Gespräch. Es hätten die anderen Frauen auch starten können und das Ergebnis wäre ungewiss, denn laufen und Kondition sind nochmals ein getrenntes Paar Schuhe.
Zusammenfassend: Unter erschwerten und ständig wechselnden Bedingungen einen Wettkampf sicher zu bewältigen, ist für die Teilnehmer bestimmt eine Bereicherung an Erfahrung und Stärkung der Nervenkraft gewesen.
Überlegen sollten die Vereine, ob noch andere Faktoren als nur das Corona-Virus Schuld am Mangel von Teilnehmerinnen in unserem Sport, speziell in den höheren Kalibern, sind.
siehe auch: https://www.volksstimme.de/sport/lokalsport/zerbst/biathlon-sommerbiathlon-gold-und-zweimal-silber