30. offene Landesmeisterschaft Sommerbiathlon in Zerbst

Autor: W. Achilles

Die Corona Überwucherung von Land, Leuten und Lähmung öffentlichen Lebens lässt mich an den 11.September 2001 erinnern. Was war weltweit plötzlich für eine lähmende Angst zu verspüren. Urplötzlich tauchten Unsicherheiten auf. Dabei sind doch die Konfliktsituationen vor dem Terroranschlag genauso bekannt gewesen wie das Wissen, wissenschaftlich und vor allen Dingen mathemisch untermauert: Die nächste Pandemie von Viren kommt bestimmt. Vulkanausbrüche können auch nicht verhindert werden. Beginnt jemand mit dem Schießsport, unabhängig ob mit Kugel oder Bogen, steht an erster Stelle die nachdrückliche Forderung: Vor dem Schießen stehen Regeln! Werden diese verletzt, Disqualifikation! Ich glaube jeder kann sich noch erinnern, dass die ersten Schweißperlen auf dem Schießstand nicht vom Schuss, sondern der Angst, etwas falsch zu machen, stammten. Das war auch am 6. Juni 2021 zur offenen Meisterschaft in Zerbst zu spüren. Nur genau umgekehrt. Die notwendige Disziplin beim Schießen (Sicherheit) war beim Veranstalter und den aktiven Teilnehmern sicher und routiniert. Dem stand ein zögerndes und unbeholfenes Begegnen untereinander gegenüber. Wie sollte man sich begrüßen. Zumal man sich kannte. Dem Team um Reinhard Glöckner kann nur höchster Respekt gezollt werden; ein riesiger, durch Corona noch gesteigerter Aufwand an Organisation. In gedämpfter Stimmung gingen nur 23 Teilnehmer aus 7 Bundesländern an den Start. Brandenburg war mit mehreren Sportlern vertreten. Eine war aus unserem Verein, dem SV Hönow: Kathrin Achilles. Sie startete das dritte Jahr in der etwas anderen Disziplin: dem Sommerbiathlon. Damit hat der SV Hönow nicht nur klassische Kugelsportler, sondern noch Bogenschützen und eben Sommerbiathlon. Daran musste ich bei unserer letzten Außerordentlichen Mitgliederversammlung denken. Die Mentalität von, nennen wir sie traditionellen Kugelsportlern, Bogenschützen und auch Sommer- und Winterbiathleten unterscheidet sich doch gründlich.

Da der Autor sich in den Disziplinen, oft sehr zum Leidwesen von Funktionären, durchwurschtelt, bin ich zwar kein Aushängeschild der Leistung, kenne jedoch ein wenig, wie die Herzen der jeweiligen Spezialisten schlagen. Es ist schade, dass Frankfurt/Oder als gemeinsames Trainingslager der Bogner und Kugler ausfallen musste. Dort wurde sich doch kennen- und schätzen gelernt. Die Auswertung des letzten Biathlon Jahres 2020 ergab für Kathrin einige Fehlerquellen. Eine davon war: Was für einen Nutzen hat ein Schießriemen und wie wird er überhaupt beim liegenden Schießen benutzt? In unseren Brandenburger Kreisen (nicht nur im SV Hönow) konnte keiner so recht Hilfe geben. Also wurde Kathrin aktiv und kümmerte sich selbst um die Lösung des Problems. Sie recherchierte und stieß dabei auf einen ehemaligen, wenn kein Irrtum vorliegt (Bundes) Biathlontrainer weit weg von uns. Dieser sollte Kathrin eigentlich nur einen Schießriemen verkaufen. Gesagt getan. Der Riemen kam an und (!) keine Ahnung wie damit umgehen. Zögerlich wurde angefragt, ob ihr der Verkäufer möglicherweise ein Bild mit der Darstellung eines sichtbaren Riemenanschlags senden könnte. Wie bereits erwähnt. Es konnte keiner genauer erklären und im Netz findet man auch kein aussagefähiges Bild. Kurze Zeit später kam es zum Telefongespräch. Kathrin an einem Ende. Am anderen Ende stellte eine Stimme gezielte Fragen. Kathrin antworte. Die Stimme unterbrach und meinte: „Der Schießriemen ist dein kleinstes Problem.“ Dann folgte ein längeres Gespräch. Vom Kopf, Hals, Armen, Beinen wurde eine telefonische Korrektur der Körperlage zum Gewehr von Kathrin durchgeführt. Nebenbei die Haltung von Verbänden zum Umgang mit Hochleistungs- und normalen Sportlern. Nach dem Gespräch notierten wir eine kleine Ewigkeit das soeben Vernommene. Jetzt ist es für Kathrin an der Zeit, Jorg Cornelius von Biathlon24.de herzlich Dank zu sagen. Trotz Kathrins persönlichem Eindruck in Zerbst zur off. Landesmeisterschaft: „gefühlte schwache Laufleistung, anstrengendes Wetter, etwas untrainiert. Aber mit Freude an den Start.“ hatten sich ihre Trefferquoten deutlich zu den Vorjahren verbessert. 2019 und 2020 waren die Fehlschüsse (was immer mit zusätzlichem Laufen oder Strafzeiten bestraft wird) 2021weit ab von der Spitze. 2021 im Bereich der Sieger.

Beim Start über KK 50 m, 6 km Laufen Damen

  1. Platz Jahrgang 1982 Fehler: 9;
  2. Platz Jahrgang 1974 Fehler: 10;
  3. Platz Jahrgang 1976 Fehler: 10.

Kathrin 4. Platz Jahrgang 1968                  Fehler: 9

Beim zweiten Start KK 50 m, 3km Laufen Damen

  1. Platz Jahrgang 1982 Fehler: 5;
  2. Platz Jahrgang 1976 Fehler: 5;

Kathrin 3. Platz Jahrgang 1968                   Fehler: 4

Es zeigt, dass es sich lohnt, Probleme selbst lösen zu wollen und Hilfe zu suchen, dankbar anzunehmen und nicht zu fordern. Und noch etwas: Beim Skilaufen hat sich der Ruf „Spur frei“ eingebürgert. Der zu Überholende tritt aus der Spur. Beim Einzelstart, Junioren, Männer, Frauen kommt es häufig vor, dass überholt wird. Nun war, an allem ist Corona schuld, die Strecke zugewachsen. Nur ein enger Trampelpfad. Kathrin, in gewohntem Respekt zueinander, hört hinter sich Läufer/Innen und geht aus der Spur. Die Läufer/Innen waren verwirrt. Ab und an kam ein Dankeschön. Mir gegenüber murmelte Kathrin: „Sind faires Verhalten wohl nicht gewöhnt … Was ich selber denk und tu…“  Trotzdem hat sie in den letzten 3 Jahren viele neue Freundschaften geschlossen, obwohl es Unterschiede in den Auffassungen gibt.